Enzyclopedia


Charaktere

Ein Auszug aus der `Enzyclopedia Multiveriae´:

Aeris, die

Kosmische Wesen, geboren aus goldenen Eiern, der Allmutter Aera und dem Vater Gestirn. Jedem dieser Wesen wohnt die Kraft beider inne, mit ihren `Augen´ sehen sie die Welt. Eine Welt in welche die goldenen Eier hineingerutscht waren, als die Dimensionen geschaffen wurden und Übergänge entstanden, die von manchen heute noch genutzt werden können.

Als der große Planet Capaun sich aufmachte, die vier zu finden und zu bergen, war die Inkarnation der Ur-Sonne über die Maßen skeptisch. Sie wußte, was es für den Eremiten bedeuten würde, sich aus seinen angestammten Gefilden soweit hinaus zu bewegen, wie es für sein Vorhaben notwendig war. Und sie wußte, was die Welt für die vier in Petto hielt. Sie sollten sich niemals begegnen. Sich nicht finden. Ihre Aufgabe war es, die Welt im Gleichgewicht zu halten, in dem sie sie in sich aufnahmen und im Gegenzug die Energien freisetzten, die in ihnen ausgelöst wurden. Sie waren ein Spiegel der Welt in einen Brennpunkt fokussiert und sie sollten so die Kraft des Ausgleichs darstellen.

Capaun hatte bald gefunden, wonach er sich suchen geschickt hatte; das Bergen fiel schwerer. Ihm am nächsten war Silberschatten. Über ihn war er überhaupt an die Aeris geraten. Über dessen Träume und seine eigenen, die sich verwoben hatten und dem Eremiten Zeichen waren, sich zu wandeln.

Der Aeris war in einer der Beitzminen Iths entdeckt worden. Besser gesagt, das goldene Ei, welches mittlerweile eine chromfarbene Schale bekommen hatte, weil sich das Material den feindseligen Bedingungen, denen es ausgesetzt war, angepaßt hatte. Die Oberfläche bestand aus einem Stoff, welcher gegen die ätzenden Substanzen Immun war, die sie einschlossen. Die Arbeiter, welche das `Phänomen´ entdeckt hatten, waren völlig aus dem Häuschen. Dazu sollte man wissen, daß die Substanz, welche in diesen Minen gewonnen wird, sich hervorragend dazu eignet, andere Substanzen miteinander zu verschmelzen. Genauer gesagt, ist den Ithianern bis heute kaum ein Element bekannt, welches sich nicht zumindest aufzulösen beginnt, wenn es mit der violetten Säure in Verbindung gerät. Das Ei jedoch war unversehrt. Zunächst wußte natürlich niemand, daß es sich um ein wahrhaftiges Ei samt lebendigen Inhalts handelte, doch war der vorstehende Minendirektor so weitsichtig, das Ei erst einmal unter Beobachtung zu halten. Eine Weitsicht, mit Furcht gepaart; mit düsterer Faszination. Der Direktor glaubte zwar, sich ausmalen zu können, was sie alle erwartete, aber natürlich konnte er das nicht. Die ersten Spiele waren noch `lustig´. Selbstverständlich nicht für den Aeris. Doch die Regeln waren schnell gelernt, es waren wenige. Genauso schnell mußte er lernen, daß siegen schnell zu verlieren führen kann. Daß Angst schnell in Gewalt ausufert. Er wurde immer häufiger das Opfer zunächst noch unerwarteter Quälereien. Verdeckter und offener, und bald schon ließ man ihn nicht mehr kämpfen, sondern quälte ihn nur noch. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Wenn dies das Leben sein sollte, würde es ohne ihn auskommen. Etwas in ihm wollte sterben. Als er in die fremden, ihm auf unheimliche Weise vertrauten Augen Capauns blickte, verstand er zuerst nicht. Als die Ketten von ihm abfielen, glaubte er zunächst, daß er doch wieder kämpfen sollte, aber die Präsenz des anderen war zu gewaltig. Unfähig, sich zum Ausdruck zu bringen, konnte er seinen Blick nicht von der grauen, geflügelten Gestalt, die fast an seine körperliche Größe heranreichte, lösen. Dann erkannte er den, den er schon einmal gesehen hatte doch. Er kannte ihn aus seinen Träumen. Der Weg aus den Minen war schnell gebahnt, und als der Aeris das erste Mal das Sonnenlicht in seinem Gefieder spürte und ihm der Wind den Gestank der Minen aus den Federn blies, revidierte er augenblicklich das meiste von dem, was er bis jetzt über das Leben gelernt zu haben glaubte.

Der zweite kam zu ihnen. Man brauchte ihn nur zu rufen. Er kam natürlich nicht sofort. Auch er träumte viele Träume, bis er endlich auf das stieß, was ihn umtrieb. Der Sternenhimmel war frei und glücklich. Er kannte keine Grenzen und seine Gedanken waren über das ganze Multiversum verteilt, was ein Bündeln nicht immer einfach gestaltet. Als er aber ankam, wo er einen Platz fand, der schon immer sein eigener gewesen war, wurde auch ihm bewußt, wie sehr er sich in vielem geirrt hatte.

Der dritte war abgerutscht. Der Riß, in den das goldene Ei hinabgefallen war, führt zu einem Ort, der unter gewaltigstem Druck steht, denn er trägt die Welten und das Firmament. Es ist ein Ort, an dem Stärke und Härte den einzigen Schutz darstellen. Wer dort lebt, überlebt. Es ist nur schwer in Worte zu fassen, was an einem Ort vor sich geht, der als solches schon unter vergleichloser Anspannung steht. Schmerz und Furcht schweißen diese Dimension zusammen und trennen ihre Bewohner gleichzeitig so weit voneinander, daß der andere kaum mehr real ist. Wenn Schmerz sich nur noch in dem Schmerz anderer ertränken läßt, sind Perspektiven rar gesät. Das flammene Ei war so heiß, daß niemand sich herangewagt hatte. Als die Schale brach, kam es zu einer Erschütterung im Gefüge von Raum und Zeit. Das entschlüpfte Wesen wurde betört und in einem Winkel der `großen Stadt´ untergebracht, der nur wenigen bekannt war. Das Wesen, auch wenn es das noch nicht wußte, bedeutete schiere Macht für einen gewissen, sehr engen Kreis von Wesenheiten. Es sollte eingesetzt werden gegen Widersacher und Zweifler und zur Erhaltung einer gewissen Ordnung. Niemand konnte damit rechnen, daß dieses Wesen Fragen stellen würde und niemand konnte sich im Vorfeld ausmalen, wie es auf die hiesige Art und Weise mit ungewollten Fragen umzugehen, reagierte. Aus der Chance war schnell ein Fluch geworden, und der Flammene weigerte sich mit zunehmender, ihm entgegengebrachter Härte, sich überhaupt auf das einzulassen, was an ihn heran getragen wurde. Für den Aeris war es ein Unglück, daß er sich bereits in Gefangenschaft befand. Seinen Häschern verschaffte genau dieser Umstand die Möglichkeit, ihn festzusetzen und ihm unaussprechliche Dinge anzutun. Dinge, auf die er irgendwann reagierte.
Als Capaun den Flammenen fand, war es schon spät. Er war erschöpft und drauf und dran zu resignieren. Es war so viel. Viel zu viel was er erdulden mußte. Und dabei hatte er ihnen nichts getan. Capaun brach es in diesen Augenblicken förmlich das Herz. Nicht einmal er konnte sich vorstellen, wie man all das erdulden konnte, ohne sein Bewußtsein hinter sich zu lassen und jemand anderes zu werden. Seine Träne füllte einen Fluß, dessen Bett sich tief in den brennenden Fels eingrub. Dann faßte er sich und brachte Flamm nach Hause.

Der vierte war zwischen die Dimensionen gefallen. Dort hatte man ihn gefunden. Man wollte ihn fortschaffen; es sollte nicht dazu kommen, daß er in den Einflußbereich Capauns geriet.
Der Aeris, den man in den unendlichen Räumen zwischen den unendlichen Räumen gefunden hatte, war sich seiner selbst nur dahingehend bewußt, daß er `sich´ reflektierte. Er konnte nicht sehen, nicht riechen, nicht hören und auch nicht schmecken oder sonst etwas körperlich `fühlen´. Seine gesamte Wahrnehmung der Welt zwischen den Welten fand in seinem Geist und seinem Bewußtsein statt.
Als sich die schlanken Finger um ihn legten und ihn, bevor er begreifen konnte, was geschah, mit festem Griff umklammerten und damit begannen ihn in eine bestimmte Richtung zu drängen, konnte er zwar sehr genau erahnen, was man mit ihm vorhatte, sich aber nicht zur Wehr setzen. Ihm war, als habe jemand einen Korken auf die Flasche, in der er `war´, gestopft und sie in einen breiten, schnellen Strom geworfen. Treib er bis jetzt lediglich zur Reflexion befähigt durch den indefiniten Raum, so wurde er nun geschleudert. Der Fluß unter ihm, um ihn herum, erstarb. Endete. Fiel von der Welt ab und stürzte in etwas anderes. So kommt einem das vor, wenn es über die Kante des Wasserfalls in die Tiefe geht. Aber er fiel nicht lange. Er bekam kaum Gelegenheit, jenen fremden Gedanken auszukosten, den er später als Furcht kennenlernen sollte, als sich eine Hand mit festem Griff um den Flaschenhals schloß und sie samt ihres Inhaltes aus dem Strom zog. Capaun hatte auch Morgenrot gefunden und zeigte auch ihm einen Weg gen Capaun.

Als die Vier das erste Mal beisammen waren, sich zum ersten Mal in die Augen blickten, geschah etwas mit ihnen und auch mit Capaun und mit Itzi, die an dieser Zusammenkunft teilhatten. Ein Strom begann zu fließen, und sie alle begriffen einander und sich selbst und ihre Gesamtheit, und ihnen erschloß sich ein Wert, der keinem von ihnen vorher bekannt gewesen war.

Kosmos

Ein Auszug aus der `Enzyclopedia Multiveriae´:

Ai`Kohn

Ein kleiner Planet, im Sonnensystem Lum angesiedelt, der durch weitestgehend `unberührte´ Landschaften, aber auch von ausgewachsenen Ozeanen bedeckt wird, die der grünen Geometrie blauen Halt verschaffen. Den Eindruck bekommt man zumindest, wenn man weit genug entfernt ist. Kommt man `näher heran´, stellt sich heraus, wie unterschiedlich besagte Landschaften geprägt sind. Von zwei etwas größeren Kontinenten einmal abgesehen, könnte man die übrige Landmasse, aus einem gewissen Winkel betrachtet, durchaus für eine Aneinanderreihung kleinerer bis sehr großer Inseln halten. Die können alle miteinander Wiesen, Wälder und Berge vorweisen, teils gerahmt von sandigen und steinigen Stränden. Nur mit wüsten Sandlandschaften hält sich dieser massiv bewachsene Wanderstern, tja, wenig bedeckt, wenn man so will.
Eine erste Besonderheit des Planeten bildet eine sanft schimmernde Bucht, die mitten in einem der Urwüchsigen Wälder liegt. Eingerahmt von Wasserfällen und der undurchdringlichen Umarmung des grünen Meeres titanenhafter Bäume ruht ein Platz, welcher absolute Harmonie sichtbar verströmt. Dieser Ort scheint regelrecht zu atmen, und alles in seiner Umgebung atmet mit ihm. In seinem Rhythmus. Nimmt die verströmende Kraft auf, nährt sich daran und gibt sie auf die eigene Weise zurück. Die, welche verantwortlich für diesen `Zustand´ sind, nennen sich die Balik und arbeiten seit Ur-Zeiten an der Überwindung mentaler Hindernisse, die sie vom Kosmos trennen. Oder dafür Sorge tragen, daß sie nicht an ihm teilnehmen können, wie sie es gerne würden. Diese Wesen unternehmen den dauerhaften Versuch, mit allem und jedem in ihrer Nähe in Kontakt zu treten, um so eine Art übernatürlich-natürliches Schwingungsnetz aufzubauen, einen `Urzustand´ des Universums wiederherzustellen, wie sie selbst sagen. So kompliziert es sich anhören mag, wer sich einmal bei diesen wirklich außergewöhnlichen Geschöpfen aufgehalten hat, vielleicht sogar einige Zeit bei ihnen verbringen konnte, erkennt die unglaubliche Komplexität des Alles und wahrscheinlich seinen eigenen Platz darin, den er, nebenbei gesagt, so schnell nicht wieder aus den Augen verlieren wird.
Eine weitere, nicht sehr weit verbreitete Spezies, welche eine Heimat auf Ai`Kohn finden konnte, sind die Muhls. Auf etlichen Planeten verfolgt und an den Rand der Ausrottung getrieben, konnte sich eine, wenn auch nicht als gigantisch zu bezeichnende Population in den Strömen und Flüssen Ai`Kohns entwickeln. Die Jagd auf Muhls ist so verbreitet, wie sie selbst einmal waren, nicht nur wegen ihrer für die Jäger wertvollen, von unvorstellbaren Mustern gezierten Haut, der unter anderem enorme Heilkräfte zugesprochen werden, es ranken sich zudem Gerüchte, über Heilkräfte, die ihrem Körper innewohnen...
Wie auch immer das zu verstehen ist.

Ai`Kohn

Größe: eher klein

Population: ziemlich umfassend – ein absoluter Mangel industrieller Bemühungen und viele kleine Kontinente erlauben die unterschiedlichsten Entwicklungsmöglichkeiten, wozu eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit und eine Temperatur die im Jahresmittel bei etwa 26 Grad Celsius liegt, ihren Teil beitragen. Das Klima als solches ist also eher gemäßigt, was auch für Menge und Häufung von Niederschlägen gilt. Man muß natürlich auf unterschiedliche Regionen, schließlich sprechen wir über einen Planeten, eine entsprechende Erwartungshaltung anwenden. In der Wüste etwa, regnet es zumeist weniger als anderswo; ähnliches gilt beispielsweise für Regionen, die aufgrund ihrer geringen Entfernung zu den Polkappen eine in sich kältere Klimazone darstellen, in der es von Zeit zu Zeit auch schneit. Oder stürmt; doch gibt es auf Ai`Kohn nichts, was mit einem araidischen Sandsturm zu vergleichen wäre. Zum Beispiel.

Status: Besonders

Andere Orte

Ein Auszug aus der `Enzyclopedia Multiveriae´:

Akahn

Akahn ist eine Region auf Ith, einem Planeten im System Lum. Also: Geographisch gesehen. Auf einer anderen Ebene der Wahrnehmung handelt es sich um einen Ort, der eher einer zeitlichen, denn einer räumlichen Ordnung unterliegt. Um ein wenig weiter auszuholen: Der Raum als solcher wird von einer alles andere als `homogenen´ Energie durchflossen. Dennoch gibt es Verdichtungen dieses alles durchfließenden Stroms, genauso, wie es Flüsse, die den Kosmos auf ihren Bahnen durchlaufen, gibt. Vielleicht wie in einem Moor. Es ist überall naß, trotzdem, oder deshalb bilden sich Bäche aus unzähligen Rinnsalen und fließen ab. Treffen auf andere, bilden Ströme und teilen sich, wo der Widerstand des Weges es erfordert. Und natürlich verhalten sich diese Energien ganz und gar nicht genauso wie Wasser. Ith jedenfalls ist ein Planet, der aufgrund seiner Zusammensetzung eine Art Magnet für breite Teile dieser kosmischen Strahlung darstellt. So zieht er, trotz der Tatsache, daß er sich auf einer Umlaufbahn, also ständig in Bewegung befindet, den Lauf der besprochenen Energiebahnen auf sich, oder zumindest in seine Nähe. Akahn ist zu manchen Zeiten des Jahres ein wirklich besonderer Ort. Ein wahres energetisches Feuerwerk ergießt sich über weite Teile der Region, weil sich die Flüsse kosmischer Strahlung hier treffen, an einander reiben und sich vereinigen, um ungeheure Kräfte freizusetzen. Schon die ersten Bewohner der kargen Region, käferähnliche Wesen von der Intelligenz eines Oktopus, haben die Vorgänge wahrnehmen können und bildeten auch prompt eine Religion um das Phänomen. Spätere Generationen anderer Lebewesen ignorierten die Vorgänge, bis jemand, ein Suide namens Thermon, auf die Idee kam, verschiedene Untersuchungen auf der Oberfläche Iths vorzunehmen und über einige erstaunliche Zusammenhänge stolperte. Es dauerte weitere Jahrzehnte, bis irgendjemand anders herausfinden konnte, wie man diese unglaublichen Energien nutzen konnte. Bald darauf entstand der erste Raumhafen des Planeten. Ein interessanter Aspekt hierbei ist vielleicht, daß sämtliches Personal, das sich längere Zeit in der `Zone´ aufhielt, sich auf mehrere Arten veränderte. Zunächst klagten viele der Arbeitenden über eine Art innerer Abstumpfung. Sie konnten sich bald weder mehr über irgendetwas so recht aufregen, noch empfanden sie übermäßige Freude oder gar Euphorie. Schon bald darauf jedoch stellte sich eine umfassende Zufriedenheit ein, die jeden vor Ort ergriff. Die Pläne der Station wurden während der Bauphase geändert und stark erweitert. Wider Erwarten gab es keine Schwierigkeiten, das Projekt zu realisieren. Klingt phantastisch, gerade, wenn man die wahren Ausmaße der umfassenden Umkonstruktionsmaßnahmen in Betracht zieht, welche aus dem Stützpunkt einen extra-planetaren Raumhafen werden ließen, der in der Lage war, Schiffe zu versorgen, die für Interstellarflüge konzipiert waren. Was war geschehen? Die Strahlung, welche den Ort von Zeit zu Zeit buchstäblich überschwemmt, gepaart mit den komplexen Arbeitsvorgängen, die im Verstand der Ingenieure stattfanden, veränderten das Wesen dieser Geschöpfe. Die `Abstumpfung´, die sie gefühlt hatten, war der Rückgang an Energie, die sie auf emotionale Vorgänge verwandt haben. Was nicht gebraucht wurde, kam an anderer Stelle zum Einsatz.